Cynteract – Innovationspreise für Digitale Gesundheitsideen und Kreativität des Aachener Start-Up-Unternehmens

„Ein bisschen begann es mit uns wie bei Apple“, schmunzelt Gernot Sümmermann, einer der beiden Gründer der Start-Up-Unternehmen Cynteract. Der heute 24-jährige Maschinenbaustudent nahm bereits 2014 erfolgreich bei „Jugend forscht“ teil und erhielt dort neun Preise.
„Da war es nur logisch und konsequent 2016 gemeinsam mit Manuel Wessely (25), der Informatik studiert und mit mir im gleichen Haus lebte, ein Start-Up-Unternehmen zu gründen. Die RWTH Aachen hat uns mit einer Gründungsberatung unterstützt, und inzwischen sind wir mit vielen Freelancern in verschiedenen Projekten aktiv. Aber: Das Kernteam sind wir zwei.“, so Sümmermann weiter.
Die Idee zu so einem Trainings-Handschuh kam auf, als ein Freund einen Schlaganfall hatte. Während seiner Rehabilitation hatte er mit langweiligen und zeitraubenden Übungen zu kämpfen, weshalb er sehr schnell zu Hause mit dem Training aufhörte. Das führte zu einer Verschlechterung seiner Handfunktionen. Da musste eine Lösung her.
Nach über acht Jahren harter Arbeit ist der Handschuh nun in der Serienfertigung angekommen. Er kann einfach per Post versandt werden, die weiteren Software Trainings- Bestandteile sind easy mit einer App im Abonnement nutzbar. Der Anschluss ist an fast jedem PC und Tablet möglich.
Inzwischen wird der Reha-Handschuh in zahlreichen Kliniken und Praxen eingesetzt, soeben erhielt das Cynteract-Team den NRW-Sonderpreis für Digitale Gesundheitsanwendungen.
Aber dabei blieb es nicht. Bei gemeinsamen Unternehmungen fiel Gernot Sümmermann auf, wie sehr Rollstuhlnutzende doch durch bauliche Barrieren „behindert“ werden. Das ließ ihm keine Ruhe und er erkundete mit dem Rollstuhl selbst einmal seine Heimatstadt. Größtes Hemmnis waren Treppen und Stufen an Gebäuden und im Nahverkehr, und diese behindern ja z.B. auch Eltern mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollatoren.
Hier hat das Team zwar nicht das Rad neu erfunden, aber es doch zumindest so verändert, dass mit einem Sternrad nun auch ein treppensteigender Rollstuhl als Prototyp gebaut werden konnte. Das Prinzip könnte auch auf Kinderwagen übertragen werden. Inzwischen sitzt das kreative Team in einem kleinen Büro- und Werkstatt-Bungalow, hat den Verein Autak e.V. gegründet, der über Crowdfunding die Weiterentwicklung des treppensteigenden Rollstuhls vorantreiben will. Auch hier wurden bereits Mitstreitende gefunden, renommierte Unternehmen und Verbände unterstützen die Ideen.
Gernot Sümmermann wird neben seinem Forschergeist von einer sozialen Vision angetrieben. Er möchte mit einer GmbH in Verantwortungseigentum, d.h. ohne Fremdsteuerung, Hilfsmittel nachhaltig und bezahlbar produzieren. Die Kosten für diesen Treppenrolli sollen für die Anwender die 4.000 Euro nicht übersteigen, und um die Erstattbarkeit seiner Reha-Hilfsmittel kämpft der Aachener Student auch. Der ganze Rolli ist geplant als Open-Source-Projekt, so dass er später mit „offenen Plänen“ im Internet von jedem nachgebaut werden kann.
Ein Mangel an Ideen? Fehlanzeige: neueste Projekte, um Awareness-Aufmerksamkeit für die Bedarfe von Menschen mit Mobilitäts-Einschränkungen zu erlangen sind eine Lernplattform und Veranstaltungen für alle Interessenten. Dann steht noch eine App für sehbehinderte Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs auf dem Programm.
Gernot Sümmermann und Manuel Wessely stellen ihre Hilfsmittel-Erfindungen auf der REHAB 2022 auf dem Startup-Marktplatz „Zukunftspavillon“ vor, dort suchen sie Kontakte zu Nutzern, Hilfsmittelherstellern und auch Kostenträgern (Halle 2).
Weitere Informationen zum Start-Up-Unternehmen finden sich online unter https://cynteract.com sowie zum Verein Inklusion durch Innovation unter https://www.autak.org