Programmauszug zum neuen Therapeutenkongress CON.THERA
Bewegung ist der Schlüssel bei der Therapie von Parkinson - Prof. Dr. med. Andrés Ceballos-Baumann referiert zur Aktivierenden Therapie bei Parkinson, Simon Schlick (HSH Lamprecht GbR) erläutert die praktische Umsetzung von leitliniengerechter Therapie.
Parkinson ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems. Diese vielschichtige degenerative Erkrankung ist unter den neurodegenerativen Erkrankungen einzigartig und nach Alzheimer die zweithäufigste Erkrankung. Die Krankheit betrifft nicht nur ältere Menschen: Fast 25 Prozent der erkrankten Personen sind jünger als 65 Jahre, bis zu 10 Prozent der Betroffenen erkranken vor dem fünfzigsten Lebensjahr. Etwa 1 Prozent der Bevölkerung erkrankt daran, der Anteil wird sich bis 2030 verdoppeln.
Parkinson beschreibt das zunehmende Absterben von Nervenzellen in der schwarzen Substanz des Gehirns und den zunehmenden Mangel in der Produktion des Nervenüberträgerstoffes Dopamin.
Das Krankheitsbild ist im frühen Verlauf schwer zu diagnostizieren - die Diagnose erfolgt durch klinisches Zuhören. Ein fortschreitender Verlust des Geruchssinns, Stimmungsschwankungen, diffuse Muskel- und Gelenkschmerzen, eine Herz-Kreislauf-Dysregulation und eine Störung der Blasen- und Darmfunktion sind Hinweise. Die Störung der REM-Schlafphase gilt als typische und häufigste frühe Symptomatik.

Mit Fortschreiten dieser Erkrankung zeigen sich die Kardinalsymptome wie den typischen Ruhetremor, Verlangsamung und Verkleinerung von Bewegungen, Schwierigkeiten beim Aufstehen, Gehen und Drehen bis hin zur Muskelsteifigkeit, eine Verkleinerung der Schrift, eine Reduzierung von Gestik und Mimik. Das Krankheitsbild äußert sich komplex: Neben dem zunehmenden Bewegungsverlust sind die Betroffenen durch Schmerzen, Blasenstörungen, Herz-Kreislaufprobleme, Verstopfung bis hin zur Depression oder Demenz belastet.
Da alle Bewegungen schwerfallen, bewegen sich die Betroffenen weniger. Geringere Aktivität beschleunigt den Krankheitsverlauf, die zunehmende Inaktivität erzeugt einen Teufelskreis, den es durch verschiedene Therapieansätze zu durchbrechen gilt:
Medikamente zielen darauf ab, die Botenstoffe im Gehirn wieder ins Gleichgewicht zu bringen oder die Wirkung des vorhandenen Dopamins zu verstärken durch sog. Dopaminagonisten.
Medikamentenpumpen können für einen kontinuierlichen Wirkstoffpegel sorgen und damit symptomatische „Ausschläge“ reduzieren.

Operative Eingriffe werden dann erwogen, wenn die Lebensqualität der betroffenen Personen stark beeinträchtigt ist und Medikamente nicht mehr ausreichend Wirkung zeigen.
Von Anfang an ist die aktivierende Therapie der dritte und wichtigste Baustein:
Prof. Dr. Ceballos-Baumann, Neurologe und Chefarzt an der Schön-Klinik in München, einer der größten Parkinson Fachkliniken, klärt auf: „Die Krankheit verläuft sehr individuell, aufhalten lässt sich das Fortschreiten der Krankheit nicht. Wir können nur Symptome therapieren. Bewegung ist der Schlüssel und hilft Patienten länger aktiv zu halten. Viel Aktivität hilft viel.“
Als hochkomplexe Erkrankung erfordert Parkinson das Zusammenwirken vieler Berufe und Fachrichtungen. „Wir müssen den Patienten genau zuhören, um Bedürfnisse und Präferenzen zu ermitteln“, meint der Münchner Neurologe.
Die evidenzbasierte „Europäische Physiotherapie-Leitlinie beim idiopathischen Parkinson-Syndrom“ gibt klare Anleitung für das multiprofessionelle Zusammenspiel und zeigt einen positiven Effekt – damit gehen die medikamentöse und die aktivierende Therapie Hand in Hand.
Simon Schlick ist Physiotherapeut. Als Fachleiter seines Teams, in der auf Neurorehabilitation spezialisierten Praxis Lamprecht in Kirchheim unter Teck, nutzt er diese Leitlinien:
„Parkinson Patienten sind nach Diagnosestellung für den Rest ihres Lebens in Therapie. Anfangs gilt es Inaktivität zu vermeiden und die Selbstaktivität der Patienten zu stärken. In späteren Stadien therapieren wir die Transferproblematiken. Laufbandtherapie und Krafttraining helfen. Unsere Physio- und Ergotherapeuten sind zur Unterstützung oder Erhaltung der Beweglichkeit und Feinmotorik ebenso gefragt wie Logopäden, die die für das Sprechen und Schlucken beeinträchtigte Muskulatur aktivieren.“ In der letzten und pflegeintensiven Phase geht es um den Erhalt der vitalen Funktionen.

„Therapie muss Spaß machen und Unterstützung ist enorm wichtig“ weiß Simon Schlick. Hier können besonders Gruppentherapien mit Leidensgenossen, Tanztherapien, Yoga, Tai -Chi oder psychologische Begleitung helfen. Sportverbände haben spezifische Angebote und in Selbsthilfegruppen können sich Patienten und Angehörige ebenfalls austauschen.
Simon Schlick appelliert: „Wir können viel tun, um dieser Patientengruppe zu helfen. Noch fehlt das Wissen um die spezifischen Therapiemöglichkeiten bei vielen Kollegen aber auch bei Ärzten, die deutlich zielgenauer Therapien verordnen könnten.“ Dem stimmt auch Prof. Ceballos-Baumann zu.
Auf dem messebegleitenden Kongress CON.THERA dürfen wir beide als Referenten mit ihren Expertisen begrüßen. Das Programm sowie der Ticketshop finden sich online unter www.rehab-karlsruhe.com/conthera