Interview mit Para-Eishockey Profi Steven Betz
Wenn am 6. März 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo der Startschuss für die 14. Paralympischen Winterspiele fällt, zeigen die weltbesten paralympischen Athletinnen und Athleten über zehn Tage bis zum 15. März bei spannenden Wettkämpfen Emotionen, Leistung und Sportsgeist vom Feinsten. An den insgesamt zwölf Wettkampftagen wird es 79 Medaillen-Wettkämpfe geben, darunter Para-Eishockey.
Steven Betz vom ERC Waldbronn-Karlsruhe wird voraussichtlich als Nationalspieler der Deutschen Para-Eishockey-Nationalmannschaft an den Wettkämpfen teilnehmen. Sein Debüt feierte er am 25.11.2022 in Vierumäki (Finnland) gegen Norwegen. Bereits bei der Weltmeisterschaft 2023 landete er auf Platz 8 und bei der Weltmeisterschaft 2024 schloss er mit dem B-Pool als Zweitplatzierter ab.
Steckbrief
Name: Steven Betz
Geburtsjahr: 11.02.1993
Wohnort: Singen-Remchingen
Behinderung: Oberschenkelamputation rechts
Sportart: Para-Eishockey
Verein: ERC Waldbronn / EHC Freiburg
Position: Verteidigung
Sportliche Karriere / Beruf: Spieler in der Deutschen Para-Eishockey Nationalmannschaft, kaufmännischer Angestellter
Heute erzählt er uns über seine Leidenschaft, seine Ziele und gibt wertvolle Tipps für Interessierte.
Wie kamst du zu diesem noch eher unbekannten Para-Sport?
2009 erzählte mir ein Bekannter vom Para-Eishockey in Heidelberg. Das machte mich neugierig…ich nahm an einem Probetraining teil und war sofort Feuer und Flamme!
Was begeistert dich am Para-Eishockey?
Der Mannschaftssport, die Geschwindigkeit sowie die körperliche Herausforderung und Härte in diesem Sport! Para-Eishockey ist intensiv, fordernd und macht so Spaß. Für mich ist es gleichzeitig der beste Ausgleich zum Alltag.
Steven Betz trägt das Trikot der deutschen Nationalmannschaft mit Stolz. Foto: Florian Schwarzbach / DBS
Wie hat es sich angefühlt, das Trikot mit dem Bundesadler zum ersten Mal zu tragen?
Es war ein sehr emotionaler und unvergesslicher Moment. Es macht mich mega stolz, es so weit geschafft zu haben. Einfach unbeschreiblich und schwer in Worte zu fassen.
Was rätst du Interessierten, die gerne einmal ausprobieren möchten, ob die Sportart auch etwas für sie ist? Wie kommen sie in Kontakt?
Einfach machen! Das ist mein Rat…trau dich und nimm die Chance wahr. Viele denken zu schnell: „Ach nee, das schaffe ich nicht.“ Aber auch mit einer Einschränkung kann man Sport treiben. Ich finde es wichtig, nicht aufzugeben.
Mein Tipp ist, bei Interesse zu recherchieren, wo der nächste Verein ist, die Verantwortlichen kontaktieren und ein Probetraining vereinbaren. Danach weiß man sehr schnell, ob der Sport und das Team einem zusagt oder nicht.
Was sollte man mitbringen für das Para-Eishockey, worauf sollte man achten und sich einstellen?
Es sieht oft leichter aus, als es ist. Wichtig ist, dass der Oberkörper belastbar ist, auch Hände und Arme werden stark beansprucht und sollten funktionsfähig sein.
Wie verbindest du Alltag, Beruf und Training miteinander? Wie meisterst du die Herausforderungen?
Ich gehe täglich 9 Stunden arbeiten, dann nach Hause zu meiner Familie. Da wird mit den Kids gespielt, gemeinsam gegessen und Zeit miteinander verbracht. Wenn die Kinder im Bett liegen, gehe ich dreimal in der Woche abends noch für 90 Minuten ins Fitnessstudio.
In der Saison sind das intensive Monate für die ganze Familie, aber wir meistern es hervorragend und ziehen an einem Strang. Das macht mich stolz! 😊
Du kommst eben zurück von einem intensiven Trainingslager in Ilmenau. Wie läuft so ein Trainingslager für Paralympische Spiele ab?
Wir reisen freitagnachmittags an und haben insgesamt vier Trainingseinheiten bis Sonntag. Im Training arbeiten wir gezielt an taktischen Abläufen und Spielsituationen, um perfekt vorbereitet zu sein für die internationalen Turniere.
Was hat dich persönlich am meisten bereichert und gefordert im Trainingslager?
Im letzten Trainingslager haben wir einen umfangreichen Leistungstest gemacht. Dazu gehörten drei Schnelligkeitstests auf 30 Metern sowie ein Cooper-Test über sechs Minuten. Der Leistungstest wird Anfang Januar wiederholt und verglichen, wie wir uns verbessert haben.
Was macht für dich Teamgeist aus?
Als Team gemeinsam etwas zu erreichen, ist einfach ein geiles Gefühl… Jeder gibt alles und bringt seine Stärken ein, in irgendeiner Art und Weise! Das macht für mich ein gutes Team aus.
Was ist dein nächstes großes Ziel?
Die Teilnahme bei den Paralympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina 😊
Auf der REHAB 2025 konnten Besuchende Para-Eishockey selbst ausprobieren und in die Welt des inklusiven Sports eintauchen. Foto: Messe Karlsruhe / Jürgen Rösner
Auf der REHAB Karlsruhe 2025 hast du Para-Eishockey live mit Equipment auf einer Eisfläche vorgestellt. Interessierte konnten es direkt ausprobieren. Was waren deine Erfahrungen? Wie kam es an?
Es war richtig erfolgreich! Viele Besucherinnen und Besucher hatten von Para-Eishockey noch nie etwas gehört. Umso schöner war es, ihnen den Sport näherzubringen. Genau das ist unser Ziel – mehr Sichtbarkeit, mehr Aufmerksamkeit für Para-Eishockey in Deutschland. Und das Beste: Einige sind im Nachgang der Messe selbst aufs Eis gegangen und haben es im Rahmen eines Probetrainings ausprobiert.
Erinnerst du dich noch an einen besonderen Moment auf der Messe?
Definitiv. Die Unterstützung vom gesamten REHAB-Team war großartig. Ich habe mich wohlgefühlt und hatte richtig Spaß, den Sport zu zeigen. Besonders toll war für mich, dass so viele sich getraut und sich einfach mal auf den Schlitten gesetzt haben.
Warum ist es für dich und euren Sport wichtig, auf einer Messe wie der REHAB präsent zu sein?
Weil sie genau das möglich macht. Wir sind eine Randsportart. Deshalb zählt jede Gelegenheit, bei der wir zeigen können: Schaut her, auch im Rollstuhl ist Eishockey möglich. Die REHAB bringt Menschen zusammen, die offen sind für Neues. Das ist für uns Gold wert.
Vielen DANK für das Gespräch. Wir freuen uns, wenn du uns auch 2027 auf der REHAB wieder besuchst und mit einem sportlichen Angebot dabei bist. 😊
Wer vom Wintersport nicht genug bekommen kann, sollte sich diese Highlights vormerken. Anfang 2026 gastieren gleich zwei hochkarätige Para-Sport-Events im Schwarzwald: der Para Ski Nordisch Weltcup am Notschrei (8.–11. Januar) und der Para Ski Alpin Weltcup am Feldberg (22.–23. Januar).
Weitere Informationen finden Sie beim Badischer Behinderten- und Rehabilitationssportverband e.V., einem Partner der Inklusiven Sportstätte:
Wintersport zum Ausprobieren: Para Biathlon war 2025 auf der REHAB zu Gast und sorgte für Begeisterung. Foto: Messe Karlsruhe / Jannik Hammes
