23.01.2023

Früher Einsatz eines E-Rollis: vom „Laufenlernen“ bis zum Kaffee mit Arbeitskollegen auf Augenhöhe – E-Mobilität hat keine Altersgrenzen

Studien belegen, dass alle Kinder - mit oder ohne Handicap - dem gleichen Entwicklungsprozess entlang der Entwicklungsstufen folgen. Ein Schlüssel: Kinderrollstühle. Auf der REHAB 2023 werden verschiedene Modelle für Kinder vorgestellt.

Ein etwa einjähriges Kind sitzt in einem gelben Minirollstuhl. Das Kind sitzt auf einer Sitzfläche und lehnt mit dem Rücken an. Die Hände hat es auf einem kleinen Tisch, an diesem ist ein Joystick angebracht, der zum Lenken gedacht ist. Die Füße stehen auf einer Plattform. An dieser sind Rollen angebracht.
Der Explorer Mini von Permobil hilft bereits den kleinsten Kindern, selbstständig zu sein. (Bild: permobil GmbH)

Beim Erlernen motorischer Fähigkeiten ist das freie Sitzen ein wichtiger Schritt in der körperlichen Entwicklung – neuromuskuläre Stütz- und Haltemechanismen verknüpfen sich mit der Eigenwahrnehmung und dem Freiwerden der Arme und Hände. Eigenständige Aktionen wie Nutzung von Spielgerät, Nahrungsaufnahme und Interaktion mit anderen werden möglich. Spätestens hier trägt die Unterstützung mit einem Hilfsmittel entscheidend zum Empfinden von „Wirksam-Werden“ bei.

Aufrichten wichtig für Entwicklung

Die Entdeckung der Umwelt wird möglich, das Kind erreicht Gegenstände und Möbel, um sich daran hochzuziehen. In der Vertikalen vollzieht es den nächsten großen Entwicklungsschritt. Mit dem Aufrichten können sich die inneren Organe, Knochen, Bänder, Sehnen und Muskeln, Atmung, Verdauung und Blutkreislauf vollständig entwickeln.

Ein Meilenstein für die motorische und kognitive Entwicklung und in die Unabhängigkeit ist das Gehen. Kinder mit Behinderungen brauchen analog dazu sofort einen passgenauen Kinderrollstuhl: Das sind nicht lediglich verkleinerte Erwachsenenrollstühle, sie wachsen mit und haben viele zusätzliche Funktionen.

Rollstühle individuell anpassen

Willy Hagelstein, selbst Rollinutzender und Mobilitätsbotschafter beim Kinderspezialisten Sorg Rollstuhltechnik, ist überzeugt: „Die leichten Kinderrollstühle lassen sich total individuell und genau auf die Proportionen und die Bedürfnisse der Kinder anpassen; so können, nein, müssen heute mobilitätseingeschränkte Kinder schon ab 18 Monaten mit einem Rollstuhl versorgt werden. Dies ist umso bedeutungsvoller, da zu diesem Zeitpunkt nicht mobilitätseingeschränkte Kinder das Laufen lernen und somit durch eine Rollstuhlversorgung Entwicklungsdefizite bei den Rollikindern vermieden werden können."

Besonders leichte Rollstühle, wie der Mio Carbon von SORG Rollstuhltechnik, sind durch das hochfeste Aluminium echte Leichtgewichte und kommen vor allem den Kindern zu Gute, die schon zu Beginn über nur wenig Kraft verfügen, aber ihren Rollstuhl trotzdem selbst antreiben möchten.

Ein etwa zweijähriges Kind sitzt in einem orangfarbenen Rollstuhl. Das Kind hat dünnes blondes Haar. Es hat beide Hände an den Griffen der Rollstuhlräder.
Die Kinderrollstühle von Sorg Rollstuhltechnik lassen sich individuell an jedes Kind anpassen. Ab dem 18. Monat können die Kinder mit den Rollstühlen versorgt werden. (Bild: Sorg Rollstuhltechnik)

All diese Entwicklungsschritte werden von Erwachsenen begleitet und finden optimalerweise in einer sicheren Umgebung statt. Fehlversuche beim Erlernen dieser neuen Fähigkeiten sind normal und viele Wiederholungen sind für die kognitive Entwicklung und aus neurowissenschaftlicher Sicht enorm wichtig.

Aber auch für stärker eingeschränkte Kinder mit zu wenig Kraft für manuelle Rollstühle gibt es inzwischen verschiedene Mini-E-Rolli-Modelle. Manche sehen bunt und verspielt aus wie eine einfache Kinder-Lauflernhilfe und haben erst auf den zweiten Blick erst einen kleinen Joystick. Andere – für etwas größere Kinder – sind schwerer und stabiler.

Die Vorteile einer frühen Versorgung mit einem E-Rollstuhl für die Entwicklung eines Kindes überwiegen oft angebrachte Argumente von Kostenträgern wie Verletzungsgefahr oder Gefährdung im Straßenverkehr. Eltern sind für die Sicherheit ihrer Kinder verantwortlich, ob mit oder ohne Handicap. Der Umgang muss in einem geschützten Umfeld geübt werden.

E-Rollstühle können so konfiguriert werden, dass deren Gebrauch den Fähigkeiten und Bedürfnissen des Kindes entspricht, Sondersteuerungen ermöglichen eine sichere Fahrweise, feinste Einstellungen der Sitzpositionen bis hin zum Stehen sind möglich. Bei den Kleinen gibt es eine Vorrangschaltung bis hin zur Non-Stopp-Bedienung für erwachsene Begleitpersonen.

Und das ermöglicht von Anfang an ein "aktives" Dabeisein, aktives Spielen mit den anderen Kindern in der Kita, einen Schulbesuch und einen Austausch mit Klassenkameraden und Geschwistern auf Augenhöhe.

Ein etwa einjähriges Mädchen sitzt in einem gelben Kinderrollstuhl. Die Hände des Mädchens liegen auf einem mit dem Rollstuhl verbundenen Tisch ab, dabei fasst das Mädchen einen Joystick an, der am Tisch angebracht ist. Das Mädchen lächelt in die Kamera. Im Hintergrund sind eine erwachsene Frau und ein erwachsener Mann sowie ein hellbrauner Hund zu sehen. Die Erwachsenen streicheln den Hund und sind unscharf im Hintergrund zu sehen.
Das Unternehmen Permobil ersetzt mit dem Explorer Mini Lauflernhilfen bei sehr jungen "Fußgängern" und ermöglicht es stark eingeschränkten Kindern, die Welt selbstständig zu erfahren. (Bild: permobil GmbH)

Frühe (E-)Mobilität kann bei mehreren spezialisierten Ausstellern auf der REHAB 2023 ausprobiert werden: Unter anderem beraten Therapeuten bei MEYRA Eltern bei allen Fragen rund um frühe Mobilität. Das Unternehmen Permobil ersetzt mit dem Explorer Mini Lauflernhilfen bei sehr jungen Fußgängern und ermöglicht es stark eingeschränkten Kindern, die Welt selbstständig zu erfahren.

Symbiose aus Aktivität und Funktionalität

„Spätestens wenn eine Studentin ihr Examen mit ihren Kommilitoninnen am Stehtisch mit einem Prosecco feiert, hat sich die Aufstehhilfe am Rolli rentiert", äußert sich Ulrich Maschkow von Vassili. Er ist stolz darauf, dass der neue HiLo MPRO Rollstuhl des italienischen Labels eine perfekte Symbiose aus Aktivität und Funktionalität darstellt. „Wir haben in drei Entwicklungsjahren einen extrem leichten Aktivrolli mit einer elektrischen Aufstehhilfe kombiniert, die mit einer Hand bedient werden kann, da ist die zweite Hand frei für einen Kaffee mit den Arbeitskollegen. Von den psychologischen Vorteilen und der Stoffwechselanregung durch Stehen wollen wir gar nicht sprechen, das ist selbstverständlich."

Weitere Informationen zu den ausstellenden Unternehmen auf der REHAB finden sich hier: www.rehab-karlsruhe.com/ausstellerliste